Terroir?!

Mittlerweile zu einem Marketingbegriff verkommen!
Ursprünglich bezeichnet man damit den Charakter und die Eigenschaften eines Stück Lands. Wenn wir beispielsweise unsere Weine meistens spontan vergären, benutzen wir die Hefen die sich im Weinberg und im Keller befinden. Wir verändern durch den Einsatz von bestimmten Hefen den Geschmack der Weine nicht in eine bestimmte Richtung. Das ist Terroir. Der Boden eines Weinberges (Schiefer, Lös, Lehm, etc.) bestimmt natürlich die Mineralität eines Weins. Das ist Terroir. Was wächst im Weingarten? Kräuter, Gräser und Blumen? Oder nichts? Das ist ebenfalls Terroir. Es ist also die Summe aller Bedingungen unter denen sich eine Rebe entwickeln kann und damit den daraus entstehenden Wein beeinflusst.

Wir bewirtschaften Weinbauflächen auf über 35 Rheinkilometern im Weinbaugebiet Mittelrhein in Oberdollendorf, Niederdollendorf, Dattenberg und Leutesdorf. Jede dieser Lagen bringt eigenständige klimatische und geologische Bedingungen mit sich. Diese haben mittelbare und unmittelbare Auswirkungen auf die Art der Bewirtschaftung und natürlich auf den Wein.

Dabei scheinen wir uns zu „Spezialisten“ für alte klösterliche Lagen zu entwickeln. Sowohl in Dollendorf, als auch in Dattenberg reichen die ersten Weinbauaktivitäten bis teilweise  ins 11. Jahrhundert zurück. Ganz unsentimental: Die Orte an denen von Mönchen Klöster gebaut, aber auch Weinberge angelegt wurden, strahlen meist eine ganz eigene, dichte Atmosphäre aus.

Der Oberdollendorfer Stappenberg

Unsere kleinste Lage und ein Kuriosum!

Der Weinbau wurde hier Mitte der 1960iger Jahre eingestellt. Die erste Welle der Globalisierung spülte italienische und spanische Weine in die deutschen Geschäfte und lies auch die Winzer im Siebengebirge, die ihr Heil in der Steigerung der Menge (statt der Qualität) suchten, ratlos zurück.

Unsere neuen Weinreben im Oberdollendorfer Stappenberg wachsen und gedeihen

So wurde der Weinbau hier aufgegeben und die Flächen in Bauland umgewandelt. In der Folge entstanden hier mehr oder weniger schicke Betonbauten im Terrassenstil.

Die dort von uns gerodete und neu bepflanzte Fläche liegt inmitten von diesen Häusern und ist nach Westen ausgerichtet. Eine Verbeugung vor den alten Zeiten.

Hier gibt es im Versuchsanbau die sehr alten Rebsorten blauer Arbst und schwarz-blauer Riesling. Beide Sorten, die man hier recherchieren kann: www.historische-rebsorten.de

Der Niederdollendorfer Heisterberg

Unser Hausberg

Die heutige Weinbergfläche in Niederdollendorf hat eine uralte Weinbautradition.
Die Lage geht auf ein Weingut des Zisterzienser Klosters Heisterbach zurück, das als Pfaffenröttchen bezeichnet wurde. Erstmals erwähnt wurde es 1329 als „Paffinroyt“ (Pfaffenrodung) und umfasste damals eine Weinbaufläche von etwa zwei Morgen.

Im 19. Jahrhundert hatte das Pfaffenröttchen einige wechselnde Besitzer.

Seit 1919 war Haus Heisterberg im Besitz des Industriellen Ottmar Edwin Strauss, der die Weinanbaufläche vergrößern ließ.

1939 erwarb die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz das Weingut, um dort ein Erziehungsheim unterzubringen. Personal und Bewohner der Anstalt bewirtschafteten die Weinberge, bis 1953 der Landschaftsverband Rheinland neuer Eigentümer wurde. Die Weinflächen übernahm nun der Winzerverein Oberdollendorf.

Unterhalb des geschichtsträchtigen Petersberg thronen die Weinreben unseres Hausberges in bester Rheinlage

In den 1970er-Jahren kam es zu einer Flurbereinigung, die jedoch nicht verhindern konnte, dass der Weinanbau aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit 1983 eingestellt wurde.

2002 wurde die Weinlage Niederdollendorfer Heisterberg wieder bestockt. Seit 2015 bewirtschaften wir diese wunderbare Fläche, die nach Südosten ausgerichtet ist. Der Boden besteht zum größten Teil aus tonhaltigem Lehm.

Hier gibt es die Rebsorten Riesling, Elbling, gelber Malinger, Spätburgunder und Frühburgunder.

Der Dattenberger Gertrudenberg

Der Rheinhöhenort Dattenberg liegt auf der rechten Rheinseite zwischen Leubsdorf und Linz. Dattenberg wird 1217 erstmals urkundlich in einem Dokument erwähnt, das die Namen Konrad und Werner von Dadenberg als Zeugen nennt. Die Burg, deren Bergfried erhalten ist, wurde vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut.

1840 errichtete ein Kölner Notar auf dem Gelände ein Landhaus, das ab 1887 durch den Berliner Baumeister Adolf Fuchs seine heutige Gestalt erhielt. 1949 kaufte der Kreis Köln das Anwesen und nutzte es lange Zeit als Begegnungsstätte für Jugendliche. Seit dem Jahre 2003 befindet sich die Burg Dattenberg wieder in Privatbesitz. Neben der beschriebenen Burg lohnen in Dattenberg die Pfarrkirche (13. Jahrhundert) und die neuromanische Kirche (19. Jahrhundert) einen Besuch.

Der Dattenberger Gertrudenberg – ein Weinberg mit langer Tradition

Der Name des Weinberges geht auf ein altes klösterliches Hofgut zurück, den Gertrudenhof der belgischen Abtei Nivelles.

Die Lage ist nach Süden ausgerichtet und besteht aus Grauwackeboden, hervorgegangen aus den für den nördlichen Mittelrhein typischen Siegen-Schichten. Der Gertrudenberg bringt mittelschwere Weine mit ausgeprägter Frucht hervor.

Hier stehen über 50 Jahre alte Riesling Reben und Dornfelder.

Die Leutesdorfer Gartenlay

Eine uralte Weinbautradition: 588 erster Nachweis für Weinbau in Leutesdorf: Venantius Fortunatus erwähnt die Rebhänge von Leutesdorf in seinem Reisegedicht De navigio suo (seine Schiffsreise) über seine Moselfahrt von Metz nach Andernach mit dem Frankenkönig Childebert II.

Am 1. Juli 868 wurde Leutesdorf erstmals urkundlich unter dem Namen „Liuduuinesthorp“ erwähnt, nämlich als König Ludwig der Deutsche den Fronhof in Leutesdorf an die Fürstabtei Herford in Westfalen schenkte.

Unser Weinberg Leutesdorfer Gartenlay oberhalb des beschaulichen Weinortes Leutesdorf

Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte Leutesdorf fast 60 Ha Rebflächen, wovon heute noch etwas über 20 Ha zu Buche stehen. Leider wurden 2006 die drei Einzellagen Forstberg, Gartenlay, Rosengarten, die tatsächlich eine ganz unterschiedliche Typizität aufwiesen unter dem Begriff Gartenlay zusammengefasst.

Unsere Flächen in Leutesdorf sind nach Südwesten ausgerichtet. Der Boden ist stark mit Schiefergestein durchsetzt. Die Weine in Leutesdorf haben gerne eine mineralische Note.